© Willi Rolfes, Vechta
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Erholungsgebiet Barßel-Saterland

Johanniterkapelle und Infozentrum Bokelesch

Im 13. Jahrhundert entstand in der kleinen Bauernschaft Bokelesch in der Gemeinde Saterland die Johanniter-Kapelle. Diese Kapelle zeugt von der Bautradition des Johanniter-Ritter-Ordens und ist somit ein historisches Kulturdenkmal mit außergewöhnlichen Wert.
Immer freitags um 9:15 Uhr und sonntags um 18:30 Uhr finden in der Johanniterkapelle Bokelesch Gottesdienste statt.

Entstehungsgeschichte
Friesland war im Mittelalter eine Heimat für viele Ordensgemeinschaften. 1132 siedelten sich erstmals Benediktinermönche auf friesischem Boden an. Es folgten alsbald die Augustiner, Zisterzienser, Prämonstratenser und Dominikaner. Im 13. Jahrhundert zogen dann die Ritterorden, also die Johanniter und Templer, in Friesland ein.

Die Klöster waren der Mittelpunkt allen geistlichen Lebens. Die Mönche und Nonnen beteten für das Seelenheil der Friesen. Aber auch für das politische Leben waren die Klöster unerlässlich. Die Mönche schrieben die friesischen Rechtstexte ab und verwahrten hinter den Klostermauern Urkunden und Verträge.

Im Zuge der Reformation und Säkularisation wurden in Friesland nahezu sämtliche klösterliche Bauten zerstört. Die kleine Johanniterkapelle in Bokelesch hat überlebt, da sie zum Territorium des Bischofs von Münster gehörte. Sie ist das letzte baugeschichtliche Zeugnis der eins so vielfältigen Klosterlandschaft auf friesischem Boden.

Der Johanniterorden war außergewöhnlich zahlreich in der friesischen Region vertreten. 24 Niederlassungen erstreckten sich im Mittelalter über ein Gebiet, das die heutigen innereuropäischen Grenzen weit überschritt. In der Geschichte des Johanniterordens bildeten sie einen ganz herausragenden Sonderfall: Gemeinsam setzten sich alle friesischen Ordenshäuser (bis zu einem gewissen Grad) von der Ordensleitung ab und zogen in Friesland ihr eigenes Ding durch: Ungebildete Laienbrüder und Laienschwestern wurden in Scharen in die Ordenshäuser aufgenommen. So entstanden Doppelklöster, in denen Mönche und Nonnen zusammenlebten. Gemeinsam widmeten sie Gott ihr Leben, das in der rauen friesischen Region vornehmlich der harten Landarbeit gewidmet war. Kein Wunder also, dass ein ordentlicher Ritterbruder – wie er zum Johanniterorden gehörte – nie friesischen Boden betreten hat.

In Bokelesch in der Idylle des Saterlandes ist eine Klosterkapelle zu sehen, die einst das geistige Zentrum einer kleinen Ordensgemeinschaft von Johanniternonnen und -mönchen war. Archäologische Ausgrabungen an und rund um die Kapelle haben ihre Baugeschichte rekonstruierbar gemacht. Metall-, Leder-, Textil-, Knochen- und Keramikfunde liefern Hinweise über die Lebenswelt der ehemaligen Bewohner. Und ihr Leben schien nicht leicht gewesen zu sein: 1472 etwa entführten zwei Gesandte des Bischofs von Münster einen Laienbruder, um von ihm Geld zu erpressen. „Wy syn alle arm un knechte aller armen" schreibt achtzig Jahre später der Komtur (Klostervorsteher) von Bokelesch.

1587 sind schließlich alle Johanniterbrüder und -schwestern verschwunden. Der letzte Komtur von Bokelesch verpachtete die Güter des Klosters an zwei Niederländer und beendete damit die fast 300 Jahre währende Geschichte des Ordenshauses. Die bokelescher Güter indes blieben noch bis ins 19. Jahrhundert in der Hand des Ordens.

Besucher-/Informationszentrum
2011 wurde im einstigen Pfarrhaus neben der über 600 Jahre alten Kapelle des ehemaligen Johanniter-Klosters ein Besucherzentrum zur Geschichte des Johanniter-Ordens in den nördlichen Küstengebieten eingerichtet. Dieses soll sowohl dem wissenschaftlich interessierten Publikum, als auch den Touristen die Möglichkeit bieten, sich in die bedeutende Klostergeschichte im friesischen Raum zu vertiefen und sich über die Besonderheiten zu informieren.

Die Ausstellung wird unterstützt durch zahlreiche Multimedia-Anwendungen, die ein plastisches Bild der ehemaligen Klosteranlage und des Lebens dort vermitteln.

Die Gemeinde Saterland und die niederländische Stichting (Stiftung) „Vrienden van de Nieuwe Schans" realisierten gemeinsam ein grenzübergreifendes Projekt zur Schaffung von regionalen Informationszentren für historisch bzw. archäologisch bedeutsame Stätten und Gebiete. Der Projekttitel HAIP steht für „Historisch archäologischer Informationspunkt": So entstand auf beiden Seiten je ein Besucherinformationszentrum.

In Bad Nieuweschans wurde das Informationszentrum in der „Oude Remise" („Alten Remise"), das über die Entstehungsgeschichte rund um das deutsch-nieder-ländische Dollart-Gebiet informiert, am 21.06.2010 eröffnet. In der Gemeinde Saterland ist in Bokelesch neben der historischen Klosterkapelle ein historischer Informationspunkt entstanden, der über die bedeutende friesische Klosterlandschaft hinausgehend die Geschichte des Johanniterordens im mittelalterlichen Friesland thematisiert.

Entnehmen Sie der Homepage.

Johanniterstr. 6
26683 Saterland

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